Das Wohnhaus in der Kommenturgasse 9 war einst das Gebäude der Synagoge. Seit dem frühen 17. Jahrhundert hatte es nachweislich jüdische Einwohner in Obbornhofen gegeben. Die Synagoge wurde 1879 als verputzter Fachwerkbau errichtet. Er konnte bis zu 60 Personen fassen. Das Gebäude wurde als Religionsschule und Gemeindehaus genutzt.
Im Zuge der Reichpogromnacht am 9. November 1938 wurde es geplündert und im Inneren weitgehend zerstört. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Unterkunft für Zwangsarbeiter. Später wurde das Gebäude aufwendig restauriert und dient heute als Wohnhaus.
Um 1900 gab es in Obbornhofen zwei jüdische Familien: einen Viehhändler und einen „Spezereiwarenhändler“ (Krämer). Zu diesem Zeitpunkt war der Anteil der Juden im Ort bereits stark zurückgegangen. Wie viele andere nichtjüdische Familien wanderten sie in die USA aus, um der vergleichsweise schlechten Versorgungslage und Armut zu entgehen. Obwohl Obbornhofen nur wenige jüdische Einwohner hatte, diente es – wegen seiner Lage - doch zeitweise als Zentrum für andere jüdische Einwohner der umliegenden Orte. Es gab enge Verbindungen zu Bellersheim und Wohnbach, wo der Anteil der jüdischen Bevölkerung bedeutend höher war.
Der außerhalb der Ortschaft gelegene jüdische Friedhof diente als letzte Ruhestätte für die jüdischen Einwohner aller drei Orte. Die Synagoge wurde von allen besucht. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 änderte sich die Situation dramatisch. Sofort setzten Repressionen ein. Der jüdische Krämerladen wurde boykottiert. Bis 1938 hatten die jüdischen Einwohner das Dorf unter dem Druck der nationalsozialistischen Rassegesetze verlassen.
Der jüdische Friedhof wurde wie die Synagoge am 9. November 1938 im Zuge der Pogromnacht zerstört. Grabsteine wurden umgeworfen und zerbrochen. Nach dem Ende des Krieges wurde der Friedhof wieder hergerichtet. Das Gebäude der Synagoge wurde zum Wohnhaus. An das Schicksal der Juden aus Obbornhofen erinnert eine Gedenktafel im jüdischen Friedhof Hungen.
Oswald Henzel hat die schrecklichen Ereignisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 miterlebt. Damals wurden die jüdischen Einwohner von Obbornhofen schikaniert und die Synagoge wurde zerstört. Bis heute sind die Erinnerungen präsent.
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge befindet sich in der Kommenturgasse. Heute wird es als Wohnhaus genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen amerikanische Truppen nach Obbornhofen. Ein junger Offizier interessierte sich für den zerstörten jüdischen Friedhof im Dorf - nicht ohne Grund. Oswald Henzel erinnert sich, wie sein Vater in seinem Amt als Bürgermeister dem Offizier versprach, den Friedhof wieder herrichten zu lassen. Henzels Familie war während der NS-Zeit selbst Repressionen ausgesetzt. Sein Großvater war als SPD-Politiker in einem Konzentrationslager interniert worden.
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